40 Schüler*innen der Q2 des Europa-Gymnasiums Warstein machten sich mit Heike Wolf und Christian Scheinert mit dem Bus auf den Weg Richtung Polen, um das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, welches als Symbol für den Nazi-Terror und Holocaust gilt, zu besichtigen. Nach einer holperigen Anreise, aufgrund einer Buspanne, erreichten die Schüler*innen erst nach 22 Stunden die Unterkunft „Siostry Misjonarki Harmeze“, ein Kloster des Franziskanerordens. Durch die verlängerte Anreise musste das Programm des ersten Tages leider ausfallen.
Am Dienstag ging es schon früh ins Lager Auschwitz I, das Stammlager. Dort wurden die Schüler*innen in zwei Gruppen geteilt und durch das Arbeitslager geführt. Die Führung startete mit dem Gang durch das Tor mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei“ und führte weiter durch die einzelnen Blöcke, in denen die Gefangenen psychische und physische Gewalt erleiden mussten. Besonders Block 11, der auch als „Todesblock“ bekannt war, da Gefangene vor der sogenannten „Todesmauer“ erschossen wurden und der Gang durch die Gaskammer zeigten die Grausamkeiten hinter der Nazi-Ideologie und deren Umsetzung.
Nach dem Mittagessen verbrachten die Schüler*innen den Nachmittag in der Krypta der Kirche des St. Maximilan-Zentrums, wo die Ausstellung „Klisze pamieci. Labirynty“ des Künstlers Marian Kolodziej, welcher Auschwitz mit dem ersten Transport erreichte und dort bis zur Befreiung überlebte, zu finden ist. Die Ausstellung brachte den Schüler*innen die persönlichen Eindrücke und das Lagerleben auf eine besondere Art nahe, die einen persönlich die Grausamkeiten spüren ließ. Marian Kolodziej stellt den täglichen Überlebenskampf, Hunger, Kannibalismus, Tod, Mord und die Gewalt der Kapos auf seine eigene einzigartige Weise dar.
In einer abendlichen Reflexionsrunde tauschten sich die Schüler*innen über die Erkenntnisse und Gefühle gemeinsam aus und verarbeiteten die Geschehnisse.
Am Mittwochmorgen ging es in das Vernichtungslager Auschwitz II – Birkenau, welches schon von weitem durch das „Todestor“, welches damals als Durchfahrt für die ankommenden Transporte genutzt wurde, sichtbar war. Die Führung ging von den Holz- und Steinbaracken, über die gigantische Rampe, bis hin zu den Ruinen der ehemaligen Gaskammern und Krematorien. Das Mahnmal zwischen den Gaskammern 2 und 3 erinnert an die vielen unschuldigen Opfer, die in Auschwitz-Birkenau ihr Leben ließen: „Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Hier ermordeten die Nazis etwa anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas. Auschwitz-Birkenau 1940 – 1945.“
Am Nachmittag fuhren die Schüler*innen erneut ins Stammlager, um einen Workshop zur Quellenanalyse von Gegenständen aus den ehemaligen Lagern Auschwitz I und II zu besuchen. In Gruppen wurden verschiedene Gegenstände und die dazugehörigen Biografien der Besitzer*innen ausgeteilt. Zu den persönlichen Gegenständen gehörten ein Koffer, ein Medaillon, ein Kleid und eine Handtasche, die viel von den Menschen, ihrem Leben und ihrem Schicksal erzählten, weil sie es selbst nie konnten.
Danach ging es zurück ins Kloster, wo schon die Zeitzeugin Stefania Wernik, welche in Auschwitz II-Birkenau zur Welt kam und das Lager am Tag der Befreiung im Alter von drei Monaten mit ihrer Mutter verließ. Sie erzählte aus Sicht ihrer Mutter über das Lager, zum Beispiel auch von den vielen Untersuchungen von Dr. Mengele, denen sie sich unterziehen mussten. Die Folgen spürt sie bis heute. Sie erzählte, dass sie sie auch an ihre Kinder vererbte.
Am Donnerstag verabschiedeten sich die Schüler*innen von Auschwitz, indem sie eine Abschiedszeremonie an der alten Judenrampe hielten. Dabei konnte jeder individuell seine Gedanken aufschreiben und dort in Form eines Zettels und einer weißen Rose niederlegen, um den Opfern von Auschwitz Respekt zu erweisen. Dies war ein besonders tief gehender Moment, da man sich die Erlebnisse noch einmal ins Gedächtnis gerufen hat.
Zum Abschluss machten die Schüler*innen noch einen Stop in Krakau, wo sie zunächst an einer Führung durch das Judenviertel teilnahmen. Sie besichtigten eine Synagoge und besuchten einen jüdischen Friedhof. Eine Besichtigung der Krakauer Altstadt erfolgte nach dem Mittagessen. Bis zum Abendessen nach jüdischen Rezepten in Begleitung von Klezmer Musik konnten die Schüler*innen ihre Zeit frei nutzen. Nach dem Abendessen machte sich der Bus wieder auf den Rückweg nach Warstein, wo er am Freitagmorgen pünktlich ankam.
Die Gedenkstättenfahrt bot den Schüler*innen die Möglichkeit, ein anderes Verständnis für einen Teil der deutschen Geschichte zu bekommen. Im Unterricht erfährt man zwar sehr viel über die Zeit des Nationalsozialismus, jedoch ist es etwas ganz anderes, wenn man sie vor Ort erlebt. Auch die Möglichkeit des Gesprächs mit einer Zeitzeugin hat uns nachhaltig geprägt. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist so bedeutend wie nie, damit sich die Geschichte nicht wiederholt, sondern Geschichte bleibt.
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