Abiturienten lehren Grundschüler: am Europa-Gymnasium Warstein führen Drittklässler in den Chemie-Räumen Experimente durch.
Erwartungsvoll blicken die Kinder auf den Bunsenbrenner und warten auf den alles entscheidenenden Effekt. Der Eisendraht glüht, zwei Mal sanft klopfen und dann passiert es: Aus dem Bunsenbrenner kommt ein kleines funkelndes Feuerwerk, wie man es normalerweise nur an Silvester von der Wunderkerze kennt.
Solche Momente, die Kinderaugen erstrahlen lassen, gibt es jedoch nicht nur an Silvester. Auch der Besuch am Europa-Gymnasium Warstein zu den schon fast traditionellen Projektwochen bringt Funkeln in die Augen der Kinder. In dieser Woche streifen sich nämlich die Schüler der dritten Klassen des Stadtgebiets einen weißen Kittel über und werden mit Schutzbrillen ausgestattet, um zahlreiche Experimente im Rahmen der Projektwoche „Lernen durch Lehren“ hautnah mitzuerleben und selbst durchzuführen.
„Das Thema dieser Aktionswoche ist Feuer, Wasser und Luft“, erklärt Chemie- und Philosophielehrerin Dagmar Wiethoff. „Dazu haben sich die Abiturienten verschiedene Stationen mit Experimenten ausgedacht, die sie selbst betreuen.“ Diese Projekte bringen gleich zwei pädagogisch wertvolle Vorteile mit sich: Zum einen lernen die Grundschüler den richtigen Umgang mit Feuer, Bunsenbrenner und Streichhölzern in spannenden Experimenten und zum anderen schlüpfen die Abiturienten in die Lehrer-Rolle.
Denn anstatt zu lernen, sind sie diejenigen, die eine Woche lang ihr Wissen weitergeben. Damit alles reibungslos verläuft, wurde im Vorfeld pädagogische Vorarbeit geleistet: „Unsere Schüler wurden darauf vorbereitet, wie sie den Kindern alles erklären, wie Kinder generell lernen und wie sie auf den richtigen Umgang mit dem Feuer achten müssen“, erklärt Wiethoff.
Fleißige Helfer haben die beiden betreuenden Chemielehrer Dagmar Wiethoff und Robin Richter in Schülern der Chemie-Grundkurse der Q2 gefunden. „Es helfen aber auch alle gerne mit, die gerade Zeit haben – auch die, die eine Freistunde haben. Das ist für alle ein Riesenspaß“, weiß Wiethoff.
„Die Schüler der Q2 blühen richtig auf“, freut sich auch Chemie- und Mathelehrer Robin Richter und lobt insbesondere den Perspektivwechsel, den die Schüler einnehmen: „Ich sehe Seiten an meinen Schülern, die ich vorher nicht wahrgenommen habe. Sie kommen super mit den Kleinen aus und blühen in ihrer Arbeit richtig auf. Vielleicht schafft es die Projektwoche ja auch, den einen oder anderen vom Beruf des Lehrers zu überzeugen“, hofft Richter.
In den insgesamt 16 Stationen, die auf die beiden Chemie-Räume der Schule aufgeteilt sind, lernen die Grundschüler unter anderem den Zerteilungsgrad von Eisen in Eisenwolle, Eisennagel und Eisenpulver. Und auch beim Erhitzen einer Kupfermünze werden sie ins Staunen versetzt: „Die wird ja grün“, ruft einer der Drittklässler fasziniert in den Raum. Sie spielen Duftmemory, machen die Schrift der Zauberstifte wieder sichtbar oder haben ihre Hände in Schleim getaucht. „Das ist für sie besonders spaßig, wenn sie mit beiden Händen fest im Schleim stecken“, lacht Chemielehrer Robin Richter.
Besonders lehrreich ist die Projektwoche auch für die betreuenden Schüler, die ein Auge auf die Kleineren haben. „Sie sorgen dafür, dass die Schüler alle Sicherheitsregeln befolgen und müssen sie gegebenenfalls auch Mal wiederholen“, erklärt Richter. Mit einem Probelauf, in dem die fünften Klassen des Gymnasiums die Versuchskaninchen waren, wurden die Vorbereitungen auf die Projektwoche durchgeführt und somit garantiert, dass die Grundschüler bei den Abiturienten gut aufgehoben sind.
Gut aufgehoben sind die Kleinen auch in den Pausen: Vom Schulteam wurde ein Teil der insgesamt 42 Schüler aus Suttrop und Sichtigvor, die am Montag zu Gast waren, mit belegten Brötchen und Getränken ausgestattet, während die andere Hälfte sich in der Turnhalle bei dem Spiel „Kuhstall“ austoben konnte.
Und auch da war die Betreuung der Grundschüler stets garantiert. Die Schüler der neunten Klasse, die ihre Ausbildung als Sporthelfer erfolgreich absolvierten, sorgten in der Turnhalle für Sicherheit. So konnten sich die Grundschüler für die bevorstehenden Experimente stärken oder den Kopf durch ausreichend Bewegung frei machen.
Westzfalenpost, 24.01.2019, Karsoua Riem
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