„Auch wir hier in Warstein haben in dieser Zeit Mitbürger verloren“, macht Schöne die Bedeutung des Gedenkens klar: „Wir sind hier, um auf gar keinen Fall zu vergessen, um mahnend an diese Zeit zu erinnern.“ Es sei eine wichtige Verpflichtung, dies zu tun, so Ortsvorsteher Lange. Und die Botschaft dieser Gedenkstunde sei eindeutig: „Wir vergessen nicht.“

Untermalt wurde die Gedenkstunde von musikalischen Beiträgen des Kammerchors Capella Vox Humana und Otto Nelken sowie durch Wortbeiträge des Q2-Projektkurses Geschichte des Europagymnasiums. „Es ist etwas, was wir nicht erfassen können. Es wurden Menschen geboren, die aber nie leben durften“, erläuterten die Schüler ihre Gedanken zum dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte: „Das darf niemals in Vergessenheit geraten.“

Heimathistoriker Jürgen Kösters gewährte sinnbildlich für die vielen schrecklichen Schicksale dieser Zeit Einblicke in das Leben des ehemaligen Bergmanns Fritz Keiner, der als Fahnenflüchtiger verurteilt am Fuße des Piusberges erschossen wurde. Fritz Keiner war damals, im November 1944, erst 19 Jahre alt, als Panzergrenadier Teil der SS, als er sich von seiner Truppe absetzte. Ihm wurden Feigheit vorm Feind, Fahnenflucht und Benzindiebstahl vorgeworfen, sodass er gleich zweimal zum Tode verurteilt wurde. Acht bis zehn Kameraden seiner eigenen Einheit nahmen die Exekution in Warstein vor.

Bereits am frühen Montagnachmittag machten sich die Schüler des Projektkurses auf den Weg, die Stolpersteine, die an die jüdischen Familien und deren Schicksale im Stadtgebiet erinnern, zu reinigen. Erstmals Erwähnung in der Warsteiner Stadtgeschichte finden zwei Juden bereits 1664, erklärte Heimathistoriker Kösters. Wo lebte welche jüdische Familie in Warstein? Welchen Berufen gingen sie nach? Und was passierte mit ihnen in der Zeit des Nationalsozialismus?

„Uns ist es wichtig, den Schülern auch die Geschichte ihrer Heimat näherzubringen“, so Bernd Belecke als Leiter des Europagymnasiums: „Die Gedenkveranstaltung und die Stolpersteine sind eine gute Möglichkeit zu erklären, was vor Ort passiert ist.“ Begleitet wurde der Kurs auch von Maximilian Spinnrath, Vorsitzender des Kulturausschusses: „Uns trifft keine Schuld an dem, was passiert ist. Aber wir haben die Pflicht aufzupassen, dass so etwas nie wieder passiert.“

Neben der jüdischen Geschichte und den Geschehnissen um die Pogromnacht setzt sich der Projektkurs insbesondere auch mit den Ermordungen der Fremdarbeiter in Warstein sowie dem Thema Euthanasie auseinander. Zudem wird die Gruppe auch die Gedenkstätte Auschwitz besuchen.