„Warum trauern wir eigentlich?“ Diese Frage stellte sich der Geschichtskurs der EF des Europa-Gymnasiums Warstein mit Lehrer Jan Harlaß mit Blick auf den Volkstrauertag. Die Antworten darauf gaben die Jugendlichen am Sonntag vor rund 200 Teilnehmern bei der städtischen Gedenkfeier in Suttrop. Sie begannen ihre Zeitreise mit dem 1. und 2. Weltkrieg, beleuchteten aber ebenso Kriegsschauplätze wie Afghanistan, Syrien, den Nahost-Konflikt und den Ukraine-Krieg, erinnerten an getötete Soldaten, Fluchtschicksale, Angriffe auf zivile Einrichtungen und Krankenhäuser, Verluste von Angehörigen und vieles mehr.
„Die Welt steht vor großen Herausforderungen“, so das Fazit der Schülerinnen und Schüler mit Blick auf das Jahr 2024 – und das nicht nur bezogen auf kriegerische Auseinandersetzungen, sondern auch auf Themen wie Rechtsruck, Rassismus, Intoleranz, Spaltung, Diskriminierung und auch den Klimawandel. Doch, „es gibt Hoffnung“, gaben sie sich überzeugt, denn „immer mehr Leute setzen sich ein“. Man müsse aus der Vergangenheit lernen, um nicht auf diesen Pfad zurückgeführt zu werden, man müsse gemeinsam handeln, damit sich dieser Weg nicht wiederhole. Und dazu gehöre eben auch „das Gedenken all der Opfer“.
Dass das Gedenken an die Opfer bereits seit 105 Jahren erfolge, daran erinnerte Bürgermeister Dr. Thomas Schöne. Damals sei unmittelbar nach der Ersten Weltkrieg der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet worden. Bis in die heutigen Tage gebe es immer wieder Auseinandersetzungen, die die Welt erschüttern – jüngst der „brutale Hamas-Überfall auf Israel“ und der daraus resultierende Krieg sowie der „imperiale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine“, am Dienstag sei der 1000. Kriegstag. Man habe es sich in Deutschland nicht vorstellen können, dass mal ein Verteidigungsminister sagt, man müsse wieder kriegstüchtig werden. „Wir dachten, es gibt ewigen Frieden“, man habe sich „behaglich eingerichtet“. Nun aber müssten junge Menschen wieder das Kriegshandwerk lernen, man könne sich nicht mehr einfach nur zurücklehnen und auf die USA verlassen. Wie sich die aktuelle Lage entwickelt? „Wir wissen es nicht“, so Dr. Thomas Schöne. Was man aber wisse: „Wir wollen nie wieder hier stehen, um unserer jüngst gefallenen Bürger gedenken zu müssen…“
Kriege, terroristische Überfälle, aber auch die Klimakatastrophe, das alles sei „sehr beängstigend“, so Pfarrer Markus Gudermann in seiner Predigt während der Messe in der vollbesetzten St. Johannes-Kirche. Auch die „epochale Krise der Kirche“ reihte er in diese Liste ein, die menschengemacht sei. „Die Menschheit hat nichts aus ihrer Geschichte gelernt“, deshalb seien solche Gedenktage wie der Volkstrauertag, bei dem man den Blick auf die Opfer von Krieg und Gewalt richte, um so wichtiger, denn „die Toten sollen und dürfen nicht schweigen“. Man müsse daraus lernen, Konsequenzen ziehen, anders leben. Aber „nicht eingeschüchtert und vor Angst gelähmt“, sondern voller Hoffnung, Vertrauen und Leben. So müsse man „für mehr Gerechtigkeit, für Frieden und für die Bewahrung der Schöpfung eintreten“.
Christian Clewing, Warsteiner Anzeiger vom 18.11.2024
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