USA-Austausch – Von Jetlag über den Mississippi-River zu Schulpolizei

Veröffentlicht am 4. Juni 2024

Mein Traum konnte endlich in Erfüllung gehen“, sagt Fynn Haarhoff (17), Schüler des Europa-Gymnasiums Warstein über die Teilnahme am Amerika-Austausch.

Einmal nach Amerika – davon hat er lange geträumt. Die Nachricht, dass der Austausch dieses Jahr nicht wie gewohnt über das Programm „The Friendship Connection“ stattfinden kann machte ihn traurig. Englischlehrerin Pia Plaar-Legrum erklärt: „Es besteht leider nicht genug Interesse auf Seiten der amerikanischen Schülerinnen und Schüler.“
Glücklicherweise gelang es der Familie Haarhoff über einige Bekanntschaften Kontakt zu einer Familie in den USA aufzunehmen, die schon vor einigen Jahren am Austausch nach Deutschland teilgenommen hat und sich bereit erklärt hat, Fynn als ihren Gastschüler aufzunehmen. Er nahm im Vorhinein Kontakt zu der amerikanischen Familie Rothstein auf, welche anbot, einen weiteren Jugendlichen für den Zeitraum von dreieinhalb Wochen bei sich aufzunehmen.
Das ließ Gianluca Voß (16) sich nicht zweimal sagen und freute sich sehr, Fynn auf der Reise begleiten zu können. Auch diesen hauptsächlich privat organisierten Austausch unterstützte Plaar-Legrum gerne und konnte die Jungen aufgrund ihrer Vorerfahrung in einigen Punkten noch beraten.
Begonnen hat die Reise am Frankfurter Flughafen. Von dort flogen sie rund neuneinhalb Stunden nach Chicago, um einen Anschlussflug nach Minneapolis in Minnesota zu nehmen. Am Flughafen gelandet, wurden sie sehr herzlich von ihrer Gastfamilie in Empfang genommen. In dem Ort Cold Spring angekommen, wurden die beiden Jungen verpflegt und lernten die Familie zunächst persönlich kennen. Der Jetlack sei deutlich bemerkbar gewesen, erklärt Fynn: „In Minnesota ist es sieben Stunden früher als hier in Deutschland.“ Nachdem die beiden, der Aufregung wegen, 26 Stunden nicht ein Auge zugemacht haben waren sie froh, endlich angekommen zu sein.
Gewohnt haben sie in einer ländlichen Gegend bei dem Ehepaar Lois und Marvin Rothstein, beide Ende 50. Lustig war, so Gianluca, dass die Mutter eine Kinderbetreuung leitet und diese direkt nebenan stattfand, wodurch sie so auch in den Beruf der Tagesmutter schnuppern konnten und „es nie langweilig wurde“. Fynn ergänzt: „Wir wurden sehr gut aufgenommen und fühlten uns wie zu Hause.“
Schließlich stand der erste Schultag an der amerikanischen Highschool Rocori an. Die 17-jährige Nachbarin der Rothsteins Alayna begleitete die Jungen in der Schule und erklärte ihnen, was es zu beachten gilt.
Der Alltag in der Schule sei sehr anders als hier. Dort finden jeden Tag die gleichen fünf Stunden statt, welche die Schüler im Halbjahres Wechsel aus einem breiten Fächerspektrum wählen dürfen. Fynn und Gianluca nahmen an den Stunden amerikanische Geschichte, College Biologie, Geschichte vom Holocaust, Zeichnen sowie Schwimmen teil.  Eine Stunde dauerte 70 Minuten.

Was die Highschool besonders von deutschen Schulen unterschied, war die Schulpolizei. Es gab einen speziellen Schulpolizisten, der für Ordnung sorgte. Auch von anderen Methoden wurden die Jugendlichen überrascht. Beispielsweise mussten Handys zu Beginn der Unterrichtsstunde abgegeben werden und es mussten Jacken und Rucksäcke im Schließfach eingeschlossen werden, sodass man lediglich seine Schulmaterialien bei sich hatte. Auch sei es dort üblich, in Jogginghosen und Sportsachen zur Schule zu kommen sowie Hausschuhe zu tragen. Aufgrund des starken Schneefalls und Temperaturen von –10 bis zu –20 Grad hatten die Schüler an manchen Tagen schneefrei.

In ihrer Freizeit unternahmen die Jungen mit den Gasteltern viele Ausflüge. Zum Beispiel besuchten sie die Mall of America, welche das zweitgrößte Einkaufszentrum in den USA ist. Auch machten sie eine Tour zum Mississippi-River. Da der Glaube für die Gastfamilie von großer Bedeutung ist, sahen Fynn und Gianluca sich mit ihnen die Saint Johns University Kirche an. Fynn erzählt: Die Kirche war riesig, es war sehr eindrucksvoll und Kirche wird dort sehr anders gelebt.” Gianluca ergänzt: “Auch, dass dort so viele Jugendliche Interesse an Kirche zeigen, hat mich beeindruckt.” Einen weiteren Ausflug machten sie zur örtlichen Feuerwehrwache und Polizeizentrale. Dass mit Waffen dort so locker umgegangen wird, ist für die Jungen erschreckend gewesen. “Sogar Kinder übten im Garten mit ihnen umzugehen”, erklärt Gianluca. Aufgrund des Schnees hatten sie sogar die Möglichkeit, Schlitten zu fahren.

Da zur Zeit des Austausches Ostern war, lernten sie das Fest aus einer anderen Perspektive kennen. Es ist die ganze Familie zusammengekommen, welche in Minispielen gegeneinander antrat. Außerdem suchten die Kinder dort nicht die Eier, die der Osterhase gebracht hat. Fynn sagt: An „Ostern steht in Amerika besonders der Spaß im Vordergrund.“

Nach Dreieinhalb Wochen in Amerika war es für die zwei Jungen allerdings wieder Zeit, Abschied zu nehmen. Fynn und Gianluca resümieren: „Die Zeit in den USA war super. Wir würden es auf jeden Fall nochmal machen.“ Abschließend sagen sie, die größte Hürde war die Reise hin, da sie zu diesem Zeitpunkt noch einige Bedenken hatten, die glücklicherweise unbegründet waren. Es sei sehr spannend gewesen, die amerikanische Kultur und den Lebensstil kennenzulernen. Pia Plaar-Legrum hofft auf ein größeres Interesse seitens der Amerikaner, sodass der Austausch hoffentlich wieder über „The Friendship Connection“ stattfinden kann und mehr Schüler die Möglichkeit einer Teilnahme habe.

Bericht: Marina Luse, Warsteiner Anzeiger

Fotos: Fynn Haarhoff und Gianluca Voß

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