So lief der erste Schultag für die ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Warstein

Veröffentlicht am 28. März 2022

Seit einigen Tagen leben sie in Warstein, am Dienstag war für einige Kriegsflüchtlinge erster Schultag. Was auf dem Stundenplan stand, welche Hürden zu bewältigen sind und wie es in den Kindergärten aussieht.

Bericht aus dem Soester Anzeiger vom 23.03.2022 von Alexander Lange

Erst die Anmeldung im Sekretariat, danach ein kurzer Schulrundgang und schon die ersten deutschen Vokabeln. Der gestrige Dienstag war für einige ukrainischen Kriegsflüchtlinge im Stadtgebiet der erste Schultag. Ganz so viele, wie vielleicht erwartet wurden, kamen aber nicht. Grund eins dafür war die Quarantäne-Situation in der Hirschberger-Drachenschule nach mehreren Corona-Fällen. Grund zwei war, dass offenbar die Information des Schulstarts noch nicht in allen Familien und Helferkreisen angekommen war. In der Lioba-Grundschule begrüßte Schulleiterin Karin Scheithauer beispielsweise am Dienstag ein Flüchtlingskind. Ebenso ein Kriegsflüchtling aus der Ukraine wird ab dem heutigen Mittwoch die Schulbank der Sekundarschule in Belecke drücken. Im Europa-Gymnasium waren es am Dienstagmorgen drei Schülerinnen und Schüler. „Die Anmelde-Informationen müssen noch weiter gestreut werden“, erklärte Mittelstufenkoordinatorin Hanna Budde-Mäkinen. Und klar sei auch, dass die Zahl in allen Schulen in den kommenden Wochen weiter steigen werde. Budde-Mäkinen: „Das ist viel Arbeit, weil die Kollegen das nebenher bewerkstelligen.“

 

Schulisches steht hinten an

Im Europa-Gymnasium werden Willkommensklassen gebildet, betreut werden die ukrainischen Schülerinnen und Schüler mindestens bis zu den Osterferien von pensionierten Kräften wie Egon Uennigmann. Der sprach mit „seinen“ drei Schülern Lisa (15), Danylo (14) und Renat (16) am Dienstagmorgen über deren Herkunft und erste bekannte Vokabeln. Montag, Milch, Guten Tag, aber auch Danke, Saft und Opa fielen da. Bei Übersetzungsfragen half Elmira Clewing, die gebürtig aus der Ukraine stammt. Budde-Mäkinen: „Neben dem Unterricht gibt es für sie auch jeden Mittag etwas zu essen in unserer Mensa. Auch die Hilfsbereitschaft der deutschen Schülerinnen und Schüler ist sehr groß.“

 

Ähnliches berichtete Sonja Krampe, Abteilungsleiterin für die Stufen 8 bis 10 an der Sekundarschule: „Die Schüler haben mit viel Elan zum Beispiel Etuis und Rucksäcke gesammelt.“ Das Schulische werde für die Kriegsflüchtlinge an der Sekundarschule nicht an erster Stelle stehen, es gehe erst einmal darum, „einen Ort zu schaffen, wo sie sich wohlfühlen“, so Krampe: „In den Pausen kümmern sich Mitschüler der Stufe 10, es wurden auch eine Art Schülerpatenschaften organisiert.“ Ukrainische Kriegsflüchtlinge können immer dienstags in den Schulen angemeldet werden, vorab müssen sie aber bei der Stadt gemeldet sein: Von 8 bis 10 Uhr sind die Anmeldungen in den Grundschulen, von 10 bis 12 Uhr in den weiterführenden Schulen möglich. Ukrainische Schüler der Klassen 5 bis 7 melden sich vorläufig in der Sekundarschule, Schüler der Klassen 8 bis 10 im Europa-Gymnasium.

 

Noch keine Flüchtlingskinder in den Kindergärten

Am Dienstagnachmittag fand eine Online-Konferenz aller Jugendämter Nordrhein-Westfalens statt. Dabei ging es auch um mögliche Landesmittel für zusätzliche Betreuungsangebote, so Warsteins Jugendamtsleiter Jörg Lewe. Aktuell sortiere man in Warstein die Zahl der Flüchtlingskinder im Kindergartenalter, in den Einrichtungen sei noch keines untergebracht: „Wir müssen das auch erst einmal ausloten und dann mit den Eltern sprechen, inwiefern Bedarf besteht. Die Kinder sind aktuell noch fremd hier, zum Teil traumatisiert und ich glaube, dass deren erstes Problem aktuell nicht ist, wann die Kindertageseinrichtung besucht werden kann.“ In die reguläre Kitaplanung, die schon vor mehreren Wochen verabschiedet wurde, seien die Flüchtlingszahlen natürlich noch nicht einberechnet worden: „Aber wir sind guter Dinge, dass wir das hinbekommen. Das hat 2015/16 auch geklappt.“

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