In der Andacht mit Pfarrer Markus Gudermann ging es passenderweise darum, sich seine eigenen Träume trotz Schwierigkeiten nicht nehmen zu lassen.

Dass die Abiturienten in dieser Zeit besonders hohe Hürden genommen hatten, verdeutlichte Schulleiter Bernd Belecke: „Vor allem die letzten drei Halbjahre haben euch viel abverlangt. In Zeiten des Distanz- und Wechselunterrichts wurdet ihr mit für uns alle ganz neuen Herausforderungen konfrontiert“, sagte er. Ein hohes Maß an Zuversicht hätten die Abiturienten daher im letzten Jahr ihrer Schullaufbahn aufbringen müssen. Hoffnungen, dass das Schulministerium angesichts dieser Lage angepasste Prüfungsaufgaben verschicken würde, seien zwar enttäuscht worden, aber letztlich hatten alle Abituranwärter die Prüfungen erfolgreich gemeistert. „Angesichts der außergewöhnlichen Rahmenbedingungen wart ihr richtig, richtig gut“, lobte Belecke. Nicht ganz verstand er allerdings das ausgewählte Abimotto „Abu Dhabi – Raus aus der Schule, rein in den Cashflow“. Mit Interpretationshilfe aus dem Internet hätte man es laut Schulleiter wohl mit einem Abiturjahrgang zu tun, dem Geld über alles gehe und der keinen Blick entwickele für gesellschaftliche Realitäten. „Aber diese Einordnung passt so gar nicht zu dem, wie wir euch über die Jahre an unserer Schule kennengelernt haben“, so Belecke: „Ich bin mir sicher, dass für euch ganz andere Themen große Wichtigkeit haben als der pure Mammon.“ Die Wahl dieses Abimottos interpretierte Belecke deshalb in die Richtung, dass die Abiturienten trotz aller Schwierigkeiten eine erfolgversprechende Lebensperspektive erhalten haben und sich nicht unterkriegen lassen wollen. „Und das ist gut so“, bilanzierte der Schulleiter, der zum Abschluss seiner Rede noch einen Wunsch aussprach: „Bleibt zuversichtlich und erhaltet euch eure positiven Erwartungen an das Leben. Dann werdet ihr all das Wünschenswerte finden, dass man nicht mit Geld kaufen kann.“

Bürgermeister Dr. Thomas Schöne erinnerte sich in seinen Grußworten an seine eigene Entlassfeier, die er vor fast genau 35 Jahren am Warsteiner Gymnasium erlebt hatte. In diesem Sinne machte er den Abiturienten Mut, auf ihrem Lebensweg Risiken einzugehen. „Denn was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?“, zitierte er den niederländischen Maler Vincent van Gogh. Als Beispiel für Menschen, die in ihrem Leben außergewöhnlichen Mut aufgebracht hatten, erinnerte Schöne an die Geschwister Hans und Sophie Scholl, die mit persönlicher Überzeugung gegen den Nationalsozialismus kämpften und letztlich hingerichtet worden sind. „Niemand verlangt von euch solch einen außergewöhnlichen Mut“, stellte Schöne klar. „Habt aber einfach den alltäglichen Mut. Seid bereit, das Leben in Angriff zu nehmen und die Gesellschaft zu gestalten. Widerspruch braucht Mut. Das Rüstzeug dazu habt ihr erhalten.“ Zum Abschluss hoffte er darauf, vielleicht einen der Absolventen in 35 Jahren als Bürgermeisterin oder Bürgermeister der Stadt Warstein wiederzusehen.

Dass die 93 Absolventen sich ihre Lebensfreude trotz schwieriger Umstände nicht hatten nehmen lassen, zeigte ein Videobeitrag von Abiturientin Nina Queralt, die Erinnerungen der letzten Schulwochen zu einem Film zusammengeschnitten hatte. Auch als Stufensprecherin blickte Nina Queralt gemeinsam mit Isabella Kußmann auf die vergangenen Jahre im Gymnasium zurück. In Reimform erinnerten die beiden etwa an die erste Klassenfahrt zum Start am Gymnasium, gute Freundschaften, die Skifreizeit und den Start in die Oberstufe. Nicht nehmen ließen es sich die Vertreterinnen der Stufe, ganz besonders Dagmar Wiethoff und Jan Harlaß, ihren „Stufen-Ellis“, mit Blumen und Geschenken für die Unterstützung der vergangenen Jahre zu danken.

„Ihr könnt jetzt mit Krisen umgehen“, fanden die Schülersprecher Clara Schmitt und Mika Sprenger auch Positives an Abiturprüfungen während der Pandemie. Beim Motto vom Cashflow dachten die Schülersprecher zuerst an die Kryptowährung Bitcoin, die 2009 auf den Markt gekommen war. „Hättet ihr damals als i-Männchen Bitcoin gekauft, wäret ihr im Cashflow jetzt definitiv mehrfache Millionäre“, überlegte Clara Schmitt. Aber: „Ist es nicht mit einem Abschluss von einer so guten Schule wie der Unseren ganz einfach, Millionär zu werden? Ich denke schon. Und viele Erinnerungen sind bestimmt unbezahlbar.“

Wie sich das Homeschooling der Abiturientia wochenlang mit technischen Tücken, Kommunikationsproblemen und Kaffeepausen zugetragen hatte, verdeutlichten die Stufenleiter Dagmar Wiethoff und Jan Harlaß in einer Schauspieleinlage. Anschließend wünschten sie den Absolventen, ihren „93 Nasenbären“ Zuversicht und den Mut, Träume zu verwirklichen.

Nach weiteren Musikbeiträgen von Nina Queralt, Philipp Gärtner, Céline Pieper und Eva Kußmann begann die Zeugnisübergabe. Auf Händeschütteln und Umarmungen musste diesmal verzichtet werden, aber Schulleiter Bernd Belecke genoss es dennoch, den Abiturienten ihr Reifezeugnis persönlich überreichen zu dürfen. 89 Mal konnte das Abitur, 4 Mal das Fachabitur vergeben werden. Einige der Absolventen erhielten außerdem eine Auszeichnung für besondere Erfolge in verschiedenen Fachbereichen. So wurden Luisa Schmücker und Malgorzata Waligóra für ihre Leistungen im Fach Philosophie geehrt, Lenny Wulf und Ben Bilke hatten besondere Leistungen im Fach Physik erbracht. Mia Hopf erhielt eine Urkunde für ihre mathematischen Erfolge, mit einem Abiturdurchschnitt von 1,1 ist sie zudem Stufenbeste.

Nach der Zeugnisübergabe ging es zum Sektempfang auf den Schulhof, am Abend feierten die Abiturienten ihren Abschluss nochmals intern im kleinen Kreis.