Unter fachkundlicher Leitung von Jürgen Kösters begaben sich die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses „Vergessene Orte des Holocausts“ auf Spurensuche in Warstein
Die Teilnahme und Mitgestaltung an der Gedenkveranstaltung „Erinnern für die Zukunft – 80 Jahre Reichspogromnacht in Warstein 1938 – 2018“ hatte bei den KursteilnehmerInnen das Interesse an der heimischen Geschichte der Jüdischen Gemeinde geweckt und so begaben sie sich vergangenen Donnerstag zusammen mit Jürgen Kösters auf die Spurensuche in Warstein.
Entlang der „Stolpersteine“ erkundete der Kurs die Schicksale der Mitglieder der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Warstein. So begann Jürgen Kösters seine Führung in der Hauptstraße 33, wo die Familie Gonsenhäuser/ Arensberger lebte.
Neben Informationen zur Geschichte der Juden in Warstein, die 1664 erstmals schriftliche Erwähnung fanden, erfuhren die ProjektkurslerInnen hier, dass Julius Gonsenhäuser schon kurz nach der Reichspogromnacht im Konzentrationslager Buchenwald verstarb und auch Irma die Ausreise nicht gelang.
Doch auch eine gelingende Ausreise war keinesfalls nur ein Glücksfall, wie die SchülerInnen am Beispiel der Familie Cohn erfahren konnten. So war das Leben in Südamerika von Höhenkrankheit, schwerer Arbeit und Armut gezeichnet.
Besonderes Augenmerk legte Kösters bei der Führung darauf, dass die jüdischen Mitbürger in Warstein angesehene Bürger, Nachbarn, Sportfreunde und Wirtschaftspartner waren, was sich besonders am Schicksal von Moritz Kaufmann zeigte. Als Inhaber des Manufaktur- und Modegeschäfts zählten viele Warsteiner zu seinen Kunden. Allerdings wurde er in das KZ Sachsenhausen verschleppt, aus dem er entlassen wurde, um – unter Androhung der erneuten Haft in Sachsenhausen- im Krankenbett sein Haus und Geschäft an den Ortsgruppenleiter der NSDAP zu verkaufen.
Von großem Interesse war auch das Schicksal von Bertha Kaufmann. Sie wurde über Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt, wo sie schließlich 1944 ums Leben kam.
So schlug sich für die TeilnehmerInnen des Projektkurses schließlich der Bogen von der Geschichte vor Ort zu ihrem Ziel: den Orten der so genannten „Endlösung der Judenfrage“ in Polen.
Der Projektkurs dient der Vorbereitung der Gedenkstättenfahrt des Europa-Gymnasiums Warstein, die vom 06.01. – 12.01.2019 nach Ostpolen führt. Anders als in den vorangegangenen Jahren führt diese nicht nach Auschwitz, sondern an die „Vergessenen Orte des Holocausts in Ostpolen“.
Von Lublin aus wird die 34-köpfige Gruppe die Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek und Bełżec und das Ghetto Izbica besichtigen und vor Ort Seminare durchführen. Auch das Leid der polnischen Bevölkerung wird bei der Fahrt thematisiert. So war die Stadt Zamość an der ukrainischen Grenze nicht nur Ghetto, sondern die Nazis versuchten diese zu „germanisieren“. 110000 Polen wurden verschleppt und teilweise ermordet, allerdings siedelten sich nur 9000 Deutsche an, welche aus dem in Himmlerstadt umbenannten Ort 1944 zurück nach Deutschland fliehen mussten.
Die Durchführung der Gedenkstättenfahrt ist in dieser Form nur dank großer Unterstützung möglich. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich bei der Bürgerstiftung Warstein, Infineon, der Volksbank Hellweg, der WVG und der Ippen-Stiftung.
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