„Das ist endlich mal wieder ein schönes Treffen, ein kleiner persönlicher Höhepunkt in diesem blöden zweiten Corona-Jahr 2021.“ So kommentierte es erfreut einer aus der Runde ehemaliger Schüler des Warsteiner Gymnasiums, die sich anlässlich ihres 50. Abiturjubiläums wiedertrafen.
1971 hatte es für die Abiturienten keine große offizielle Feier gegeben, kein stilvolles Gruppenfoto, erst recht keinen Abschlussball. Auch deshalb war dieses Ereignis der damaligen Lokalzeitung nur eine detaillierte Randnotiz wert. Gleichwohl hat sich ein kleiner Kreis der damaligen Abiturientia nie ganz aus den Augen verloren. Man arrangierte regelmäßige Treffen und versuchte auch, sich in schweren Lebensphasen gegenseitig zu unterstützen. Vier beliebte Mitschüler des mit insgesamt 19 Abiturienten kleinen Jahrgangs 1971 sind inzwischen schon verstorben. Umso schöner war es, dass immerhin zwei Drittel der noch Lebenden aus allen Himmelsrichtungen nach Warstein anreisten.
Warsteiner Anzeiger, 31.12.2021
Es ist das Jahr 1971. Bundeskanzler Willy Brandt leitet die Entspannungspolitik mit dem Osten ein. In der DDR wird Erich Honecker Generalsekretär des Zentralkomitees der SED. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ wird gegründet. Und in Warstein? Dort wurde mal wieder eine konkrete Planung für eine Umgehungsstraße erörtert, es gab mindestens 44 Lokale, in denen man frisch gezapftes Bier bekam, drei Diskotheken und drei Kinos. Und 19 junge Frauen und Männer bestehen ihr Abitur. Nach 50 Jahren traf sich ein Teil des Jahrgangs jetzt wieder und besuchte dabei auch die ehemalige Schule. Über das Treffen berichtet Jahrgangsmitglied Gregor Enste.
Unter Einhaltung der 2G-Regel erfreuten sich die fast 70-Jährigen eines langen und intensiven Wiedersehens, das mit einem Treffen im Lehrerzimmer ihrer alten „Penne“ begann. Bernd Belecke, Schulleiter des jetzigen Europa-Gymnasiums, hatte eingeladen und konnte die Ehemaligen auch zu einem kurzen aber wehmütigen Drücken der alten Schulbank im Biologiesaal überreden.
Diese wiederum revanchierten sich bei ihm mit witzigen Geschichten und Erfahrungen, vor allem mit den Lehrern der damaligen „Höheren Lehranstalt“. Alle ehemaligen Abiturienten waren sich beim Treffen einig, dass sie etwas „mitgenommen“ hatten aus ihrer damaligen Schulzeit, sie haben auch „für das Leben gelernt“. So wie es der lateinische Sinnspruch „Non Scholae sed vitae discimus“ besagt, den die Schüler damals im Unterricht lernen mussten und den sie jetzt als Inschrift in der Aula des Europa-Gymnasiums wieder entdeckten.
Bernd Belecke war auch deshalb sehr daran interessiert zu erfahren, was aus der Abiturientia 1971 denn beruflich so „geworden“ sei. Was ergibt ein Vergleich der damaligen Berufswünsche mit der Wirklichkeit? Auch für die anwesenden Jubilare, die sich zum Teil seit Jahrzehnten nicht gesehen hatten, war das Ergebnis erstaunlich. Immerhin zwei Drittel konnten ihren Berufswunsch verwirklichen, sie wurden Ärzte, Lehrer, Ingenieure, Kaufleute oder Unternehmer. Bei den übrigen lief es teilweise über berufliche Umwege anders als geplant: sie wurden Apotheker oder studierten Jura oder wurden Referenten in der Jugendbildung oder im Politikbetrieb.
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