Kleine Schuhe trippeln auf die Bühne, nervös wippen die dazugehörigen Füße auch noch im Sitzen auf und ab. Dann hebt Arthur Feller die Arme, alle anderen Akteure in der Neuen Aula tun es ihm nach und setzen ihre Instrumente ein wenig atemlos vor ihren Lippen ab: Gleich mit den ersten Takten beim Schulkonzert des Gymnasiums Warstein wird die Atmosphäre feierlich.
Feierlich, weil es „Beethoven’s Ninth“ ist – bekannt als Europahymne – die die Bläserklasse der Klasse fünf für ihr Debüt zu Ehren des schuleigenen Titels „Europaschule“ gewählt hat. Und feierlich, weil es mit der nun 15. Auflage des Konzertes inzwischen zu einem Tradition des Gymnasiums geworden ist, einmal jährlich die musikalische Ader der Schüler vollkommen in den Mittelpunkt zu rücken. „Wer die Reihe der Schulkonzerte in den vergangenen Jahren verfolgt hat, weiß, dass das hier für viele Musiker der erste große Auftritt überhaupt ist“, begrüßte Arthur Feller, Musiklehrer und Koordinator der Konzerte, das Publikum. „Und der weiß auch, dass die Schulkonzerte zwischenzeitlich im Forum des Gymnasiums stattfanden – schön, dass der Rahmen nicht mehr ausreicht und wir wieder in die Aula ausweichen ‚mussten‘.“
Arrangements landen beim Zoll
Insgesamt 80 Aktive waren es am Freitagabend, die mit Musik, Gesang und verschiedenen Choreographien das Programm gestalteten. Gerade einmal acht Monate hatten sich die Fünftklässler als jüngste Akteure mit ihren Holz- oder Blechblasinstrumenten beschäftigt und nahmen Hürden wie „Majestic March“ und „Power Rock“ – letzteres Stück ein Mix aus den Queen-Songs „We Will Rock You“ and „Another One Bites the Dust“.
„Vor zwei, drei Jahren hätten wir das noch nicht spielen können – aber dank diverser Fernsehwerbungen kennt die Generation diese Lieder jetzt wieder“, schmunzelte Arthur Feller. Und schwelgte – damit die Lippenmuskulatur der Schüler zwischen den Stücken durchbluten und das Stresslevel während des Notenumblätterns wieder etwas herunterfahren konnte – noch ein wenig weiter in Erinnerungen: „Dass wir hauptsächlich Stücke von amerikanischen Komponisten wie Lavender oder Sweeney spielen, ist heute kein Problem mehr. Vor 15 Jahren musste ich extra noch zum Zoll nach Anröchte, um die Arrangements für Bläserklassen dort abzuholen.“
20 Monate musikalische Erfahrung
Aus insgesamt 20 Monaten musikalischer Erfahrung konnte nachfolgend die Bläserklasse der sechsten Klasse ihren Konzertteil aufbauen. „Zwölf Monate mehr Unterricht, in denen man ein gutes Stück weiter vorankommt – wenn man Glück hat“, scherzte Feller. „Thriller“, „Skyfall“ und „Ghostbusters“ – bei dessen Refrain die Schüler mit voller Inbrunst mitsangen – standen ebenso auf dem Programm wie „Pirates of the Caribbean“, das die Musiker mit seinen schnellen Zwischenstrophen herausforderte.
Anerkennung und Wertschätzung erhielten die Schüler nicht nur durch den zwischendurch aufbrandenden Applaus. Schulleiter Bernd Belecke und Konrektorin Silke Gillhaus betonten, die Musiker des Schulkonzerts seien oftmals diejenigen, die freitags nachmittags Extrastunden auf der Schulbank drücken, während alle anderen ins Wochenende gehen. „Das verlangt Ausdauer“, lobten die beiden das Engagement der Schüler und freuten sich, dass mit dem Schulchor und dem Musikschulchor „TeenSound“ seit langem auch wieder zwei Chöre das Programm mitgestalteten. Beide unter Leitung von Tina Meyer-Jaschke und mit Michael Baronowsky als Begleitung am Klavier, verwöhnten sie das Publikum mit ruhigen Klängen von Christina Perris „Jaro of hearts“ und gaben Radiohits wie „Waka waka“ oder „Feuerwerk“ zum Besten. „Ich bin vollkommen begeistert, ihr habt mich zu Tränen gerührt“, lobte Silke Gillhaus die Leistung der Sängerinnen.
Kontrastprogramm mit Gesang
Kontrastprogramm, aber ebenfalls Gesang, gab es zum Abschluss auch mit der Schulband „Edutain“ unter Leitung von Lehrer Andreas Burger: Mit Rocksongs wie „How you remind me“ und „Smells like teen spirit“ wagten sich acht Musiker – allen voran Sängerin Malgosia Waligora – in den Bereich der elektronisch verstärkten Musik. „Hören Sie bitte auf die Triole in dem Stück, die hat uns ungefähr vier Monate Probezeit gekostet“, so Burger. Silke Gillhaus setzte beim Dank an alle Ausführenden den entscheidenden Schlussakzent: „Das sind alles musikalische Diamanten, die nur darauf warten, geschliffen zu werden – und dafür tun Arthur Feller und Tina Meyer-Jaschke ihr Bestes.“
Von: Elisa Sobkowiak, Westfalenpost, 11.06.2018
Konzertfotos von Elisa Sobkowiak und Christian Clewing …
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