Es war ein kleines Jubiläum, als am Freitagabend alle Siebtklässlerinnen und Siebtklässler und des Europa-Gymnasiums Warstein gen Süden aufbrachen: Zum 20. Mal fand die Klassenfahrt nach Wildschönau statt. 2003 initiierte der heutige Schulleiter Bernd Belecke zum ersten Mal die Fahrt, und seitdem reisen alle siebten Klassen immer mit großer Unterstützung des Warsteiner Skiclubs in die Alpen. Nur einmal musste ein Jahrgang auf eine Sommer-Alpintour ausweichen, da die Pandemie den Planungen immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte. Umso erfreuter war Lehrer Jan Harlaß, der mittlerweile die Leitung der Fahrt übernommen hat, dass dieses Schuljahr wieder die erlebnisreiche Woche in den Bergen umgesetzt werden konnte. Und das gleich doppelt: Die Achtklässlerinnen und Achtklässler holten ihre Fahrt ebenfalls in diesem Januar nach.

Besonders war an dieser „Jubiläumsfahrt“, dass sie international und inklusiv war: Für drei ukrainischen Schüler aus dem Jahrgang, die gerade angefangen haben, Deutsch zu lernen, unterstützte Elmira Clewing das Begleiter-Team mit Übersetzungen. Elmira Clewing kannte die Drei schon aus dem DAZ-Unterricht (Deutsch als Zweitsprache) an der Schule und stand auch mit den Eltern im engen Kontakt, was eine große Bereicherung für alle Seiten war. Sowohl auf der Piste als auch bei den anderen Aktivitäten half sie, Sprachbarrieren abzubauen und die Integration zu forcieren. „Besonders gut waren diese Ziele in der Skigruppe zu sehen“, heißt es in der Reisebilanz der Schule: „Die Schülerinnen und Schüler halfen sich gegenseitig, die Gruppe wuchs immer mehr zusammen und am Ende standen alle gemeinsam auf den Ski und fuhren zusammen mit Lehrer Claus Finger die Pisten des Schatzberges hinunter.“ Auch einem körperlich eingeschränkten Schüler wurde die Klassenfahrt und das Skifahren ermöglicht. „Nur mit großer Unterstützung durch den Fachbereich Sport der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der „Adaptive-Ski-Academy“ und dem persönlichen Einsatz von Prof. Joachim Boos war diese hohe Form der Inklusion möglich“, freute sich Bernd Belecke, schloss dabei auch die Unterstützung der Inklusionskraft und die hilfreiche Arbeit der Sonderpädagogin im Vorfeld mit ins Lob ein. Begleitetes Skifahren war für den Zwölfjährigen so mit dem „Bi-Ski“ und einem speziell ausgebildeten Skilehrer möglich – und er war immer mittendrin im Skiunterricht mit seinen Klassenkameraden. Auch die kleine Gipfelbesteigung ab dem Sessellift auf knapp 2 000 Metern, dem höchsten Punkt des Schatzberges, gelang mit dem Bi-Ski. Und die gesamte Skigruppe trotzte ein paar Minuten stolz Wind und Kälte am Gipfelkreuz. Bei der Fackelwanderung kam ein Aktiv-Rollstuhl zum Einsatz, sodass auch schneebedeckte Wanderwege und steile Passagen gemeinsam mit Unterstützung der Schülerinnen und Schüler sowie der Begleitpersonen gemeistert werden konnten.

Neben der Fackelwanderung stand das traditionelle Nachtrodeln auf dem Abendprogramm, bei dem der Schlitten vom Teller-Lift am Anfängerhügel „Roggenboden“ hochgezogen wird. So konnten die Kinder das Gleiten auf zwei Kufen auch in dieser Form erfahren und hatten – nach anfänglichem Respekt vor der Abfahrt – sehr viel Spaß. Belecke: „Dieses Erlebnis ist nur dank der jahrelangen, engen Kooperation mit Familie Riedmann vom Hotel Talhof möglich.“

Ein Partyabend im Almhof, der dem Europa-Gymnasium „seit mehreren Jahren eine schöne Unterkunft mit bester Verpflegung ist“, durfte natürlich auch nicht fehlen. Mit Almdudler und Skiwasser wurde das Tanzbein geschwungen oder beim Armdrücken die nach einem Skitag noch vorhandenen Kräfte gemessen.

Am dritten Tag stand ein Ausflug nach Kufstein mit Stadtbummel auf dem Programm. Die Schülerinnen und Schüler freuten sich auf den „Pause-Tag“ – so konnten sie sich von den Anstrengungen von zwei Tagen Anfänger-Ski- und Snowboardunterricht erholen. Denn lediglich elf Kinder hatten schon Vorerfahrungen im Skifahren und fuhren ab Tag eins die Pisten hinunter. Am Ende der Woche hatten dann alle 73 Schülerinnen und Schüler Ski- oder Snowboardfahren gelernt und es ging einen letzten halben Tag mit allen auf den Schatzberg und die Abfahrten hinunter.

Auf der Rückfahrt nach Warstein wurde mithilfe einer Umfrage deutlich: Das Schönste war, etwas Neues gelernt zu haben, jetzt Skifahren bzw. Snowboardfahren zu können und die Schülerinnen und Schüler aus der Jahrgangsstufe besser kennengelernt zu haben.

„Mit diesem Erfahrungsschatz kämen die Kinder jedoch nicht nach Hause, würde der Skiclub Warstein das Projekt nicht seit Beginn mit so viel Herzblut, extra eingereichten Urlaubstagen, eigenem finanziellen Einsatz und mannigfacher Skilehrerkompetenz unterstützen“, lobte Schulleiter Bernd Belecke nach der Tour: „Auch dem Einsatz eines Vaters, der kurzerhand als Snowboardlehrer einsprang, einer Skilehrerin vom Skiclub Soest, einer ehemaligen Kollegin und einer Bundesfreiwilligendienstleistenden haben wir es neben den sieben Kollegen und Kolleginnen zu verdanken, dass wir kleine Skigruppen bilden konnten und somit ganz individuell auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen konnten.“

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