Hitzefrei – aber nicht für alle

Veröffentlicht am 5. September 2024

Keine zwei Wochen ist das neue Schuljahr alt, schon durften sich einige Schülerinnen und Schüler im Stadtgebiet auf einen kleinen Bonus freuen – und das am Tag nach dem meteorologischen Herbstanfang: Hitzefrei. Zumindest an den weiterführenden Schulen. Während die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10 des Europa-Gymnasiums am Montagvormittag bereits nach der vierten Stunde nach Hause durften, lediglich die Oberstufenschüler blieben, war an der Sekundarschule in Belecke nach der sechsten Stunde kollektiver Schulschluss. In den Grundschulen im Stadtgebiet gab es hingegen kein Hitzefrei. Und auch in den Ganztags-Betreuungen ging es trotz rund 28 Grad weiter – „mit angepasstem Angebot“.

 

Europa-Gymnasium Warstein

Schon am Sonntagnachmittag verschaffte sich Bernd Belecke, Schulleiter des Europa-Gymnasiums, ein Bild im Schulgebäude. Ergebnis: Die Räume hatten sich bereits über die zurückliegenden Tage aufgeheizt, weshalb er gleich die Eltern informierte, dass es am Montagvormittag möglicherweise Hitzefrei geben könne.

 

Zu Unterrichtsbeginn am Montagmorgen herrschten bereits 20 Grad Außentemperatur, Lüften hätte da wenig geholfen, dazu „kaum Wind, und die Schüler sind ja auch kleine Kraftwerke“, schilderte Belecke. Um 8 Uhr waren es in manchen Klassenräumen 26 Grad, „obwohl die Sonne noch gar nicht richtig da war“. Es sei eher die Luft der vergangenen Tage gewesen, die zur Hitzefrei-Entscheidung führte, so Belecke. Entsprechend mussten Busse nachbestellt beziehungsweise für andere Uhrzeiten bestellt werden, manche Schüler mussten auch den Linienbusverkehr nutzen. Und natürlich wurden auch die Eltern informiert.

Während Hitzefrei in der Schülerschaft in der Regel für Freudensprünge sorgt – auch wenn natürlich entsprechend mehr Hausaufgaben aufgegeben wurden – gab es von Seiten der Eltern auch Kritik, so Belecke. Man gehe da zu zaghaft mit den Schülern um, insbesondere mit Blick auf den Klimawandel und möglicherweise in Zukunft häufiger auftretende Hitzeperioden: „Was das angeht, muss man dann in Zukunft auch über möglicherweise bauliche Anpassungen sprechen. Wenn es einen Hitzesommer wie vor einigen Jahren gibt, kann man ja nicht durchgängig Hitzefrei geben.“ Für diese Woche seien – Stand Montagmittag – aber keine weitere Hitzefrei-Tage am Europa-Gymnasium vorgesehen.

Sekundarschule in Belecke

„Bei Raumtemperaturen von 27 Grad und mehr stellt sich uns die Frage: Ist der Unterricht für die Schülerschaft noch zumutbar?“, erklärt Olaf Kerper, neuer Schulleiter der Sekundarschule. Die Temperaturgrenze sei gesetzlich geregelt, die Entscheidung über die Unterrichtsbefreiung trifft jedoch der Schulleiter. Bei einer gebundenen Ganztagsschule gebe es mehrere Punkte, die organisatorisch abgearbeitet werden müssen. Das Ganztags-angebot muss aufrecht erhalten werden für Kinder, die ihre Eltern arbeitsbedingt zu dieser Zeit noch nicht Zuhause antreffen. „Über mehrere Kommunikationskanäle teilen wir den Eltern frühzeitig mit, dass ihre Kinder morgen früher aus der Schule entlassen werden. Dann warten wir die Rückmeldungen ab, ob wir eine Betreuung anbieten müssen und in welchem Umfang“, so Kerper. Zusätzlich werden zum Zeitpunkt des Schulschlusses mehr Busse benötigt, was sich nach Angaben des Sekretariats jedoch als unproblematisch erwies, und das bereits bestellte Catering wurde in die sechste Stunde vorverlegt.

Lioba-Grundschule Warstein

„Wir müssten alle Eltern informieren, das wäre ein viel zu großer Aufwand. Hitzefrei gibt es bei uns heute nicht“, hieß es am Montagmorgen aus dem Sekretariat der Lioba-Grundschule in Warstein. Doch mehr als sechs Stunden gibt es dort sowieso nicht. Wohl aber den Offenen Ganztag. Und der wurde auch regulär nach dem Grundschulunterricht angeboten. „Wir schauen einfach, dass wir mit den Kindern nicht in der prallen Sonne sind, wenn wir draußen sind“, schilderte Darina Unger, die den Ganztag aktuell kommissarisch leitet: „Wir achten auch besonders darauf, dass alle genügend trinken. Viel findet aber auch in unseren Räumen statt, die sind im Erdgeschoss, dort ist es sowieso kühler.“ Seit drei Jahren arbeitet Unger in der Offenen Ganztagsgrundschule der Lioba-Grundschule, „an Hitzefrei kann ich mich auch nicht erinnern“: „Wir versuchen, es zu vermeiden.“

Dass Kinder eher nach Hause geschickt werden, sei aber beispielsweise im vergangenen Jahr vorgekommen, als am Nachmittag starke Unwetter drohten: „Aber auch dann schauen wir, dass sie eher abgeholt werden und das auf keinen Fall jemand alleine läuft.“

Westerberg-Grundschule Belecke

Gerade in den Klassenräumen mit Südseite sei es am Morgen schon „sehr warm“, schildert Tanja Bräutigam, kommissarische Leiterin der Westerberggrundschule in Belecke. Hitzefrei gebe es aber nicht. Auch nicht in der Mittagsbetreuung und im Offenen Ganztag. Dort werde das Angebot einfach dem Wetter angepasst, so Bräutigam.

 

Leonie Craes und Alexander Lange aus dem Warsteiner Anzeiger vom 03.09.2024

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