Der Monarch ist an allem schuld: Köpft ihn!

Veröffentlicht am 24. Juni 2019

Literaturkurs-Aufführung „Die sanfte Guillotine“ am Mittwoch im Forum des Gymnasiums

Der Monarch ist an allem schuld“: Rotkäppchen (Diana Gunt) verlässt ihre Eltern, weil diese wegen der ständigen Steuererhöhungen ihre Kosmetika nicht mehr bezahlen können. Szenenwechsel: Schneewittchen (Celina Zich) wird von den Zwergen zum Geldverdienen auf den Strich geschickt, weil der Monarch ihren Lohn halbiert hat und das Geld nicht einmal mehr zum Essen reicht. Szenenwechsel: Der Froschkönig (Jonas Stamen) wird von der Prinzessin (Lea Freisen) durch einen Kuss erlöst, trotzdem will diese nichts von ihm wissen, und der Monarch (Maximilian Rüther) wirft ihn im Streit aus dem Schloss. Szenenwechsel: Hänsel (Dustin Hingst), leidenschaftlicher Kettenraucher, kann wegen der hohen Tabaksteuer seine Zigaretten kaum noch finanzieren und steckt versehentlich mit seiner letzten Kippe das Knusperhäuschen in Brand, wobei die Alte (Marvin Kosfeld) und auch Gretel (Miriam Mues) ums Leben kommen.

Jede Menge bekannter Märchenfiguren in abstrusen Situationen brachte der Literaturkurs der Stufe 11 des Europagymnasiums am Mittwoch mit dem Stück „Die sanfte Guillotine“ auf die Bühne. Eine echte Herausforderung für die Zuschauer und vor allem für das Bühnenteam, wechselten die Szenen doch beinahe im Minutentakt. Und was es mit der Guillotine auf sich hatte, erfuhren die Zuschauer – ebenso wie die Auflösung der häufigen Szenenwechsel – erst ganz zum Schluss. Der Monarch, ganz lässig in Shorts, Tennissocken und Badelatschen, aber natürlich mit Krone und rotem Umhang konnte den Ansprüchen der jungen Prinzessin nur sehr schwer gerecht werden, brachte er doch statt
des erhofften „Zweikaräters“ am Finger nur ein Collier mit grünem Stein als Aufwartung mit. „Passend zu meinen blauen Augen“, wie die Prinzessin etwas bissig anmerkte.
Und auch die weiteren Protagonisten des Stücks waren dem selbstgefälligen Herrscher nicht besonders wohl gesonnen. Dass sie sich allesamt
ausgerechnet auf einem Friedhof kennenlernen, passte zum skurrilen Verlauf des Stücks. Doch nach Ausräumen einiger Missverständnisse schließen die Figuren Freundschaft. Weil sie alle Hunger haben, prellen sie in einer Taverne die Zeche. Alle kommen davon, bis auf Hänsel,
der als einziger zurückbleibt. weil er sich in die Wirtstochter verliebt und jetzt die Zeche abarbeiten muss.
Die Gruppe beschließt, die Prinzessin zu entführen, um Lösegeld vom Monarchen zu fordern.
Der Plan misslingt jedoch, weil der Monarch die Lösegeldzahlung ablehnt. Darüber ist die Prinzessin so erzürnt, dass sie mit den Kidnappern einen Plan ausheckt, der sie selbst zur Königin und die anderen reich machen soll.
Schließlich schaffen sie es, das Volk gegen den Monarchen aufzubringen: „Es lebe die Demokratie!“ Der Mob zerrt ihn zur Guillotine. Und es ist die Prinzessin, die den Befehl erteilt: „Köpft ihn!“

Jetzt gibt es die Auflösung: Alles war nur ein böser Traum. Der Ehemann/Monarch erwacht im Wohnzimmer, überglücklich, dass der Kopf noch auf seinem Hals sitzt. Doch dann das Déjavue: Seine Frau/Prinzessin bittet ihn, den Kindern vor dem Schlafengehen noch ein Märchen vorzulesen…
Den großartigen schauspielerischen Leistungen der jungen Darsteller, die ihre Rollen perfekt verkörperten, ist es zu verdanken, dass das
Stück trotz der vielen Szenenund auch Rollenwechsel beste Unterhaltung bot. Wieder einmal eine sehenswerte Vorstellung
des Literaturkurses.

Es spielten: Diana Gunt, Maren Raßmus, Dustin Hingst, Robin Michel, Celina Zich, Maxime Tiefert, Jonas Stamen, Kevin Gukenheimer, Lea Freisen, Lina Aschenbrenner, Maxi Rüther, Arunim Sahni, Nele Wolf, Mick Niedbala, Loraine Hölscher, Miriam Mues, Marvin Kosfeld, Stina
Rumphorst, Moritz Bräutigam, Leon Menzel, Tom Klösener, Nele Wolf, Luca Wasmuth, Alina Probst.

Aus: Soester Anzeiger vom 20.6.19.

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