„Da geht einem das Herz auf…“

Veröffentlicht am 16. März 2019

Gymnasium feiert 150. Geburtstag mit Jubiläumsgottesdienst und Festakt

Vor 150 Jahren war es der Wunsch der Bürger nach höherer Bildung für ihre Kinder, die den Grundstein für das heutige Europa-Gymnasium legte. Gestern beim Festakt und beim vorherigen Jubiläumsgottesdienst wurde vor allem eines deutlich:
Schule war und ist mehr als die reine Lehrstoffvermittlung. „Dies ist eine fröhliche Schule, der Geist stimmt“, resümierte Regierungspräsident Hans-Josef Vogel als Festredner seine ersten Eindrücke: „Den Geist der Europaschule spürt man als Gast. Da geht einem das Herz so richtig auf.“

Christian Clewing, Warsteiner Anzeiger, 16.3.2019

 

„Ich wollte der Schule danken, dass sie mich dafür ausgerüstet hat, all diese Sachen zu verstehen. Sie hat mich befähigt, immer neue Antworten zu suchen …“ Wolfgang Piecha Abi 1968

Der Redner aus Arnsberg machte deutlich, dass Schulentwicklung und Stadtentwicklung eng miteinander verknüpft seien, dass man die 125 Schülerinnen und Schüler am Gymnasium mit „internationalem Hintergrund“ als Chance für eine „Schule der Vielfalt“ nutzen und pflegen sollte. Auch die aktuellen Klima-Demos thematisierte er: „Viele Erwachsene haben zu diesem Thema ihr Schulbuch noch gar nicht aufgeschlagen“, so der RP. Er machte klar, dass das „Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit“ „absoluten Vorrang“ hätte – „ob uns das passt oder nicht!“ Mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung auch in Schulen sagte er zu, für schnelle Förderungen zu sorgen – „als Wiedergutmachung für zwei Jahre Wartezeit auf die Genehmigung vor 150 Jahren“.

„Schule ist nicht alles im Leben.“ Stefan Rheims Lehrerkollegium

Dass das Ansinnen der damaligen Bürgerschaft, das 1869 zur Schulgründung geführt hatte, auch heute noch aktuell ist, unterstrich Schulleiter Bernd Belecke: „Die Vermittlung von Sprachen und Wissenschaften ist nach wie vor unser Kerngeschäft, um damit zunächst das erfolgreiche Bestehen der Abiturprüfung zu ermöglichen.“ Dabei engagiere man sich „seit Jahren über den normalen Fachunterricht hinaus“, zum Teil auch durch externe Bildungspartner unterstützt. So will man die Schülerinnen und Schüler fit machen für die „zunehmend globalisierte Welt“, als Europaschule wolle man sie „mit dem nötigen Rüstzeug für das Leben und Arbeiten in Europa ausstatten“.
Es gelte heute, die geforderte „höhere Bildung“ möglichst breit in der Bevölkerung zu verankern, „denn für unsere hochtechnisierte Gesellschaft, deren Wohlstand in hohem Maße vom hohen Bildungsniveau der Bevölkerung abhängt, ist das von existenzieller Bedeutung“.
Diesen Bildungsauftrag werde man – „da bin ich mir sicher“ – auch dank engagierter Lehrerinnen und Lehrer „auch weiterhin sehr gut erfüllen“, so Bernd Belecke.

„In der Politik wird zu viel geredet und zu wenig umgesetzt. Jeder Schüler hier ist digital besser ausgestattet als die Schule.“ Johanna Schmitt Schülersprecherin

„Der Name der Schule hat sich immer mal wieder geändert, nicht aber ihr Anliegen“, so Bürgermeister Dr. Thomas Schöne (Abitur in Warstein 1986): „Nämlich jungen Menschen eine fundierte Bildung angedeihen zu lassen, die sie befähigt, ihre berufliche und ein stückweit auch ihre persönliche Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten.“
Dabei ständen die Schulen in einem Wettbewerb: „Eltern prüfen ganz genau, auf welche weiterführende Schule ihr Kind gehen soll. Die Kriterien sind dabei sehr streng, die Messlatte liegt hoch“, so der Bürgermeister. „Es geht bei dieser Entscheidung immerhin um die Zukunft des eigenen Kindes. Diese hohe Messlatte ist für unser Gymnasium kein Problem.“ Das sei aber nur möglich, weil sich Schule weiterentwickle und mit der Zeit gehe – „und da ist unser Gymnasium ganz vorne mit dabei“. Er lobte zudem die „fachliche Kompetenz und das Engagement“ des Lehrerkollegiums, hob dabei insbesondere auch die außerunterrichtlichen Aktivitäten hervor.

„Es gibt keine Konkurrenz, denn der große Bruder ist für die kleine Schwester immer konkurrenzlos. Aber neidisch ist die erst sechsjährige schon auf den 150-jährigen, altersweisen Bruder …“ Marcus Schiffer, Sekundarschule

Für kurzweilige Unterhaltung sorgte Kustos Dietmar Lange – wie Schulleiter Belecke aus der Abiturientia 1978: Seine „Warsteiner Schulgeschichte(n)“ gaben Einblicke in die Historie mit alten Fotos und Anekdoten bis hin zur „legendären Weiberfastnacht am 26. Februar 1976“. Damals hatte Schulsekretärin Adelgunde Stadler die „Revolution“ unterstützt und pünktlich um 11.11 Uhr Karnevalsmusik über die Lautsprecheranlage abgespielt. Da auch sie – wie viele andere Ehemalige, darunter auch die letzten beiden Schulleiter Franz Grobe und Werner Humbeck – unter den Festgästen war, erhielt sie ein von Max Spinnrath, Kolping-Karnevalsprinz, gestiftete närrische Badeende
als Anerkennung.

Wie auch zuvor der Bürgermeister („mit großer Dankbarkeit“ und „mit einem ein wenig romantisch- verklärten Feuerfüllenzangenbowlen-Blick“) erinnerte sich Lange gerne an seine Schulzeit: „Ich bin sehr dankbar für die vielen Geschichten, die ich hier erleben durfte …“

Zu den ehemaligen Warsteiner Abiturienten (1990) gehört auch Elternpflegschaftsvorsitzender Thorsten Kosfeld: „Mit der Digitalisierung steht die größte Veränderung in der Schule überhaupt vor der Tür“, so Kosfeld über die „große Herausforderung“. Er forderte die Eltern auf, auch in die Bildung der Kinder und in ihre Zukunft zu investieren: „Ein neuer Mobilfunkvertrag wird sofort unterschrieben, aber ein paar Euro für die Schule werden kritisch hinterfragt.“

Ihr Abitur haben die Schülersprecher Johanna Schmitt und Johannes Köhler im kommenden Jahr noch vor sich: „Wir freuen uns aber schon auf unsere Rede in 50 Jahren zum 200-Jährigen“, erklärten sie gestern schmunzelnd. Das „gute Miteinander“, die „Freunde fürs Leben“ thematisierten sie und freuten sich, dass in ihrer Schule vieles „über den Lehrauftrag hinaus“ passiere.

 

 

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