Buchenwald-Fahrt 2025

Veröffentlicht am 2. Mai 2025

Direkt nach den zweiwöchigen Osterferien brachen am Montagmorgen 27 Lernende der EF mit ihren Lehrkräften Frau Rubarth und Herrn Harlaß zum dreitägigen Seminar in der Gedenkstätte Buchenwald auf.

Vor Ort war die Gruppe in der Jugendbegegnungsstätte in der ehemaligen SS-Kaserne untergebracht und wurde von zwei erfahrenen Guides der Gedenkstätte betreut. So wurden unterschiedliche Zugänge zum Ort ermöglicht. Eine Gruppe wurde zur Erkundung mit Arbeitsauftrag ins Gelände geschickt und musste die ersten Eindrücke später an einem Modell des Lagers vorstellen, wo besonders die schiere Größe des Lagerkomplexes auffiel. Die andere Gruppe wählte einen assoziativen Zugang über Bilder. Für alle ergaben sich daraus aber eine Vielzahl an Fragen, deren Beantwortung dann die kommenden Führungen bestimmten.

Der Abend konnte am Kicker, beim Tischtennis, draußen in der Sonne oder beim Chillen verbracht werden, was offenbar nach den veränderten Schlafrhythmen während der Ferien dringend notwendig war.

Der Dienstag stand dann ganz im Zeichen der Führungen für die Lernenden. So näherte man sich zunächst dem Lager von Außen: die Ruinen der SS-Villen, eine Falknerei, das ehemalige Offizierscasino und schließlich ein Zoo. Direkt neben dem berühmten Lagertor befand sich ein Zoo, mit Bärenburg, Hirschen und Streichelgehege. Die Häftlinge blickten also nicht nur auf den berühmten Spruch am Lagertor „Jedem das Seine“, sondern auch auf vergnügte Kinder und Eltern beim Zoobesuch, um ihre „Wertlosigkeit “ zu unterstreichen.

Auch den Weg der Häftlinge ins Lager, vom Weimarer Bahnhof aus zu Fuß über die 4 Kilometer lange „Blutstraße“ auf den „Carachoweg“, wo sie unter Prügel, Hundegebell und Anschreien im Lager ankamen, verfolgten die Lernenden nach. Der Bahnanschluss wurde erst 1943 gebaut, nicht wegen des Lagers, sondern für die dort angesiedelte Rüstungsindustrie. So wurde langsam klar, die Weimarer Bevölkerung, so stolz auf Goethe, Schiller, Bach&Co sah die ankommenden Häftlinge immer und war auch Zeuge ihrer Behandlung.

Das Lager selbst war am Nachmittag zentraler Punkt der Führungen. 1937 mussten die ersten Häftlinge das Lager selbst erbauen und in den Anfangsjahren war das Konzentrationslager mit ca 8000-10000 Häftlingen belegt, für die es auch ausgelegt war. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren die Insassen vornehmlich deutsche Männer: politische Gegner, Homosexuelle, sogenannte „Arbeitsscheue“ und tatsächlich Kriminelle. Hingegen der Idee vieler Jugendlicher ging es zu dem Zeitpunkt nicht um ideologischen Massenmord an jüdischen Menschen, sondern um die Umerziehung dieser „Feinde der Volksgemeinschaft“. Die Methoden dieser „Konzentration“, die den Lernenden verdeutlicht wurden, waren nichtsdestotrotz keineswegs besser: Mangelernährung, 12-13 Stunden Arbeit am Tag, Prügel, Einzelhaft, Erhängen, „Baumhängen“, psychische Qualen, Erschießungen und Folter. All dies konnten die Lernenden in den Führungen an den historischen Orten hören. So standen die Lernenden in den Ruinen des „Pferdestalls“, dem Ort des größten Massenmordes in Buchenwald. Mit einer Genickschussanlage wurden über Monate hinweg ca 8000 sowjetische Kriegsgefangene hingerichtet. Die Lernenden waren ebenfalls im Krematorium und besonders im Keller dessen, wo über 1000 Menschen erhängt worden waren. Gänsehaut bekommt man auch heute noch im „Bunker von Buchenwald“, dem Foltergefängnis, in dem der sadistische SS-Untersturmbannführer „Mandrill“ seine Opfer zu Tode folterte. All dies schreckliche Orte und erschreckende Schilderungen des Bildungspersonals der Gedenkstätte, die zu der Erkenntnis beitrugen: Nie wieder! Aber das war den Lernenden zu wenig. Natürlich ist das die einzig mögliche Konsequenz aus dem Gesehenen aber das Seminar versuchte auch aufzuzeigen, wo die Kipppunkte einer Gesellschaft liegen, die solche Taten zulässt und in weiten Teilen befürwortet und ob heute Parallelen zu erkennen sind?

Dieses Aufzeigen heutiger Probleme mit rechtsextremistischem Gedankengut, welches sich zunehmend verbreitet und normalisiert, war wesentlicher Bestandteil des Seminars.

Mit dem Kriegsausbruch 1939 änderte sich auch der Charakter des Lagers, erfuhren die Lernenden am Vorabend. So stieg die Belegungszahl rapide auf über 220000 Menschen an, doch wurden Osteuropäer, Russen und vor allem Juden gar nicht als Menschen gewertet und so wurde für sie ein extra Lagerbereich, das „kleine Lager“ eingerichtet. Hier waren die Bedingungen noch entsetzlicher und man kann prinzipiell von einem Todeslager sprechen. Die Insassen waren weitestgehend sich selbst und ihrem Sterben überlassen.

Abgerundet wurde dieser Abend vom gemeinsamen Filmschauen: „Nackt unter Wölfen“, die Geschichte eines Dreijährigen und seiner Rettung im Lager von Buchenwald.

Begleitet von strahlendem Sonnenschein ging es am Mittwoch zum Mahnmal von Buchenwald. Auf dem Ettersberg über Weimar, weit sichtbar in der Thüringer Tiefebene, wurde zu DDR-Zeiten ein Mahnmal zum Gedenken an die Toten errichtet. An diesem Ort, unweit des Lagers wurden allein im  März 1945, zwei Wochen vor der Befreiung des Lagers am 11.4.45, über 3000 Leichen in Massengräbern verscharrt. Es wurde jedoch klar, dass die zweite Diktatur auf deutschem Boden das Erinnern instrumentalisierte und verfälschte, aber dennoch handelt es sich um einen würdigen Ort, den ca. 56000 Opfern der NS-Verbrechen im KZ Buchenwald zu gedenken und festzuhalten: Mementu! Erinnere Dich!

 

 

 

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