An einer ersten Station können die Grundschüler herausfinden, wie viel Farbe tatsächlich in einer Farbe steckt. Denn dass Schwarz auch Rosa, Pink und Türkis enthält ist den meisten neu. „Wow, das sieht super aus. Schau mal, was da alles drin ist!“, ruft Dagmar Wiethoff Schülerin Lena zu, die beeindruckt mit dem Kopf nickt. Ebenfalls fasziniert schauen die Grundschüler, wenn ihre bereits getrocknete Zitronenschrift auf dem Filterpapier nach dem Erwärmen über einer Kerze wieder sichtbar wird: „Wie geht das denn?“, die Verwunderung der Kleinen ist groß.

Mithilfe von Salz können Eiswürfel aus einer Schüssel voll Wasser geangelt werden. Unter der Frage „Wo bleibt das Salz?“ beobachten die Kinder den Gewinnungsvorgang des Salzes, dabei dürfen sie das Reagenzglas selbstständig über den Bunsenbrenner halten. „Wir lassen die Kinder auch viel mit Wasser arbeiten, aber eben in verschiedenen Aggregatzuständen“, erläutert Wiethoff: „Das macht es für sie spannender.“

Die Experimente bauen aufeinander auf, mit jeder Station werden die Schülerstärker gefordert, wie zum Beispiel beim Umgang mit Feuer. Anfangs wird nur eine Kerze angezündet. Wer sich traut, darf sich dann auch einmal am Bunsenbrenner versuchen – natürlich nur mit Hilfe der älteren, erfahrenen Schüler des Europa-Gymnasiums. In dem Zuge wird das Thema Salz erneut aufgegriffen und mit verschiedenen Sorten, die man in keiner normalen Küche findet, werden „bunte Flammen“ erschaffen. Jan und Finn sind sich einig: „Rot sieht so cool aus!“

Richtig spannend wird es dann beim Erhitzen von Eisen, Eisenwolle und Eisenpulver. Obwohl das Metall im festen Zustand nur glüht, sprühen beim Pulver plötzlich Funken, es entsteht ein kleines Feuerwerk. Doch auch die Eisenwolle glüht und funkt spektakulär.

Riechen und schmecken soll auch nicht zu kurz kommen und so können sich die Besucher an einem Duftmemory probieren und ihre eigene Brause herstellen.

Besonders beliebt ist auch das Experiment mit Wasser und Stärke: „Das Rumgematsche finden die einfach toll“, weiß Chemielehrerin Wiethoff, genauso wie das Herstellen von Knetseife und Glitzer-Slime.

Auch kompliziertere Themen wie die Dichte von verschiedenen Stoffen und die Oberflächenspannung werden angeschnitten. Die Kinder füllen Wasser und Öl in ein Becherglas und geben anschließend tropfenweise Tinte hinzu. Diese durchdringt zwar die Ölschicht, aber schafft es nicht ins Wasser vorzudringen. Als einige Tropfen langsam durch die Schicht sacken, wird der Vorgang mit einer Brausetablette beschleunigt. Es entsteht eine Lavalampe. „Wie funktioniert das?“, wollen die Kleinen wissen, doch die Großen verraten nur: „Das lernt ihr dann bei uns im Unterricht.“ Bei einem anderen Versuch soll eine Büroklammer auf dem Wasser platziert werden. Gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Mit ruhiger Hand ist aber auch das zu schaffen. Doch mit nur einem Tropfen Spülmittel sinkt die Büroklammer direkt auf den Boden des Glases.

Die Kinder sind von den verschiedenen Experimenten hellauf begeistert und laufen gespannt von Station zu Station. „Das ist total spannend für die Schüler“, erläutert Silke Gillhaus, welche eine Zeit lang in der Chemie aushalf und dann beschloss, an einem Zertifikatskurs Chemie teilzunehmen, weil sie die Chemie so faszinierte. Seit Kurzem besitzt sie also die Qualifikation der Chemielehrerin für die Sekundarstufe 1 und unterstützt damit tatkräftig das Lehrerteam der Chemie.

Dieses Jahr bot Doris Sina zum ersten Mal das Kennenlernen von 3D-Druck-Programmierung an, was auf große Begeisterung stieß. „Das hier ist einfach nur heiß gemachtes Plastik“, erklärt Sina. Ungläubig schauen die Kinder auf den Stiftehalter in ihrer Hand und dann wieder auf den 3D-Drucker. Dass eine Nadel mit 200 Grad aus sogenannten Filamenten so stabile Gegenstände herstellen könne wie beispielsweise Ersatzzahnräder, Schlüsselanhänger oder Würfel, ist für die meisten unvorstellbar.

Doch am Rande des Raums steht ein 3D-Drucker und die Schüler betrachten staunend, wie dieser in Sekundenschnelle 0,2 Millimeter breite Schichten aufträgt. Alle Anwesenden erhalten im Informatikraum Login-Daten für Tinkercad, eine App, mit welcher sie 3D-Druck designen können. Sie können ihre eignen Modelle entwerfen und diese mithilfe der Login-Daten zuhause fertigstellen. Doris Sina behandelt das Thema 3D-Druck gerade mit ihren Sechstklässlern in Informatik. Einige von ihnen stehen den Grundschülern in der Projektwoche zur Seite und helfen, wenn es mal kompliziert wird.

Nachdem die Viertklässler eine Weile getüftelt haben, geht es für einen Teil von ihnen zur Stärkung in die schuleigene Mensa und für die anderen in die Sporthalle. Dort werden sie schon von Andreas Burger und den Sporthelfern erwartet. Milena und Alexander stellen sich den Mädchen und Jungen vor und erzählen von ihrer Sporthelferausbildung am Gymnasium Warstein. Beim Zombie-Ball haben die Kinder besonders viel Spaß und verlassen anschließend ausgepowert und zufrieden die Halle. „Alle haben wirklich sehr gut mitgemacht“, resümiert Alexander und Milena ergänzt: „Die hatten wirklich sehr viel Spaß“. „Das Tolle ist, dass das Projekt wirklich allen Freude macht“, äußert Dagmar Wiethoff und Silke Gillhaus ergänzt: „Den Kleinen und den Großen.“

Denn die Veranstaltung kommt nicht nur den Grundschülern, sondern auch den Oberstufenschülern des Gymnasiums zugute. Die Europaschule setzt besonders auf das „Lernen durch Lehren“, sei es in der Hausaufgabenbetreuung oder der internen Schülernachhilfe mit dem Motto „Schüler helfen Schülern“.

„Da findet eine ganz andere Auseinandersetzung statt, auch unsere Schüler profitieren dadurch“, so Wiethoff. Und die Oberstufenschüler ernten großes Lob: „Alle hier machen das freiwillig und das ist wirklich toll zu sehen, mit wie viel Begeisterung sie die Grundschüler anleiten“, erzählt Wiethoff lächelnd und Silke Gillhaus ergänzt: „Es ist schön, dass das mal ins Leben gerufen wurde und es ist schön, das jetzt wieder aufzunehmen“. Die Frage sei hier eher, wer eigentlich am meisten Spaß hätte, denn auch die Älteren würden gerne einmal zum Experimentierzeug greifen.

In den vorherigen Projektkursen wurden die Versuche besonders durch die Projektarbeiten vertieft, in diesem Jahr gibt es keinen Chemie-Projektkurs am Europagymnasium.

Das Projekt wurde diesmal von Dagmar Wiethoff und ihren beiden Grundkursen geplant und durchgeführt. Unterstützt wurden sie im Chemie- und Physikraum von Schülern der Q1, im Informatikraum von Schülern der Klasse 6, in der Sporthalle von den Sporthelfern und bei der Gruppenbetreuung von Schülern der Stufe 8. Eine helfende Hand stellte auch Marita Bamberg, ehemalige Sekretärin der Schule, dar, indem sie bei der Verpflegung der Kinder in der Mensa mithalf.

Das ganze Lob für diese großartige Veranstaltung ginge an Wiethoff, erklärt Silke Gillhaus und beschreibt diese als „ihr Herzensprojekt“: „Sie steckt sehr viel Zeit, Mühe und Liebe hier rein.“ Außerdem sei sie für die Vorbereitung der Oberstufenschüler für diese besondere Woche verantwortlich. Doch auch Dagmar Wiethoff erklärt sich dankbar für die Hilfe ihrer Kollegen: Denn neben Silke Gillhaus halfen auch Chemielehrer Robin Richter und Referendar Patrick Zumkehr beim Experimentieren mit, während Doris Sina die Grundschüler beim Programmieren von 3-D Drucks unterstütze und Andreas Burger die Kleinen in den Pausen in der Sporthalle auspowerte. „Ohne sie wäre das auch nicht möglich gewesen“, resümiert Wiethoff. Das Projekt sei ideal für Grundschüler, um das Gymnasium spielerisch kennenzulernen.

Auch im kommenden Frühjahr wird es „Feuer, Wasser, Luft – Elemente erleben“ wieder für die Drittklässler der umliegenden Grundschulen geben.